Aktualisiert am 25. Juni 2023 von Karin Schwaer

Neuer AllBright-Stiftung Bericht am 21.06.2023 erschienen!

Wie können Frauen bewusste oder unbewusste Hürden in Bezug auf ihre Gehaltsverhandlung überwinden? 

Durch Informationen und Fakten!

Eine gute Quelle fürs „Mindset“ vor der Gehaltsverhandlung könnte auch die Arbeit der AllBright-Stiftung sein. 

Was ist die AllBright-Stiftung und womit beschäftigt sie sich?

Die AllBright Stiftung ist eine privat finanzierte, gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Stockholm und (seit 2016 auch) in Berlin. Sie definiert ihren Zweck folgendermaßen: 

„Die AllBright-Stiftung setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein. Gleiche Karrierechancen für Männer und Frauen und bessere Unternehmensresultate durch gemischte, moderne Führungsteams sind das Ziel. Die Gleichstellung von Männern und Frauen ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern stärkt auch die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. AllBright präsentiert Fakten, sensibilisiert und fordert Handeln.“

Die Stiftung legt mit ihren regelmäßigen Berichten den „Finger in die Wunde“ und zeigt deutlich auf, mit welchen strukturellen Problemen Frauen in Deutschland noch immer zu kämpfen haben. Das Dilemma wird mit folgender Aussage sehr gut zusammengefasst: 

„Der Zuwachs an Frauen in den Vorständen der 160 deutschen Börsenunternehmen war im vergangenen Jahr (2018) so gering, dass er in etwa dem gleichzeitigen Zuwachs an Männern entspricht, die Thomas heißen. An den Unternehmensspitzen dominiert eine männliche Monokultur, die sie nicht abzuschütteln vermögen“.

Seit 2016 sind folgende AllBright-Berichte erschienen und über die Webseite abrufbar:    

September 2016: Zielgröße: Null Frauen – Die verschenkte Chance deutscher Unternehmen.

April 2017: Ein ewiger Thomas-Kreislauf? Wie deutsche Börsenunternehmen ihre Vorstände rekrutieren.

Oktober 2017: Führung ohne Vielfalt. Ein Teil der deutschen Börsenunternehmen bleibt bei der Erneuerung der Führungsstrukturen zurück.

Mai 2018: Schlusslicht Deutschland. Konzerne weltweit holen mehr Frauen ins Top-Management.

Oktober 2018: Die Macht der Monokultur. Erst wenigen Börsenunternehmen gelingt Vielfalt in der Führung.

April 2019: Die Macht hinter den Kulissen. Warum Aufsichtsräte keine Frauen in die Vorstände bringen. 

September 2019: Entwicklungsland – Deutsche Konzerne entdecken erst jetzt Frauen für die Führung.

Juni 2020: Die deutschen Familienunternehmen: traditionsreich und frauenarm. 

Oktober 2020: Deutscher Sonderweg – Frauenanteil in DAX-Vorständen sinkt in der Krise.  

Juni 2021: Börsenneulinge sind die neuen Alten: Wachstum ohne Frauen. 

Oktober 2021: Aufbruch oder Alibi? Viele Vorstände erstmals mit einer Frau. 

Mai 2022: Stillstand: Familienunternehmen holen keine Frauen in die Führung. 

Oktober 2022: Kampf um die besten Köpfe.

Juni 2023: Frauen finden: Unternehmen setzen auf Headhunter, um mehr Vielfalt in die Vorstände zu bringen.

 

Schon die Titel der AllBright-Berichte zeigen das „Dilemma“ deutlich auf. 

Doch worin liegt das Dilemma denn eigentlich? 

Diese (männlich dominierten) Strukturen haben sich doch bewährt, warum auf „Risiko“ setzen und daran etwas ändern?

Und genau das sieht der Stiftungsgründer völlig anders: 

Der Stiftungsgründer Sven Hagströmer

Am 28. Oktober 2018 gab es ein spannendes Porträt über Sven Hagströmer in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit der Überschrift:

„Der Feminist – Sven Hagströmer ist als Finanzmann reich geworden. Jetzt kämpft er für mehr Frauen in der Chefetage. Aus Liebe zum Profit.“

Sven Hagströmer bezeichnet sich selbst als „Feminist“ und sagt dazu: „Männer und Frauen sollen die gleichen Möglichkeiten haben. So einfach ist das.“

Sven Hagströmer ist 75 Jahre alt, Gründer der erfolgreichsten schwedischen online-Bank, Fondsmanager, Investor und vieles mehr. 

Und: Seine Aktienkursanalysen belegen, dass gemischt geführte Unternehmen fast immer erfolgreicher sind als Unternehmen mit ausschließlich männlichen Vorständen.

Er ist somit der festen Überzeugung, dass Monokulturen schlecht fürs Geschäft sind. 

Häufig seien diese Monokulturen ein Indiz dafür, dass es auch ansonsten am Fortschritt fehle. Sie stellen demnach die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen in Frage. Im aktuellen AllBright-Bericht heißt es dazu explizit: 

„Monokulturen sind übrigens nur bei konstanten Bedingungen effizient; in einer sich verändernden Umwelt jedoch sind sie anfällig und wenig anpassungsfähig. Nur, wer den Blickwinkel ändert und die Monokultur überwindet, wird in dieser schnell veränderlichen Zeit am Ende erfolgreich sein“. 

Diese Erkenntnisse können (auf Dauer) nicht ignoriert werden. Die AllBright-Stiftung bringt Transparenz in die gegenwärtig vorhandenen (männlich dominierten) Strukturen. 

Die Arbeit der Stiftung: AllBrights Weiße, Graue und Schwarze Listen.

Ein fester Bestandteil der jährlichen AllBright-Berichte sind die Weißen, Grauen und Schwarzen Listen:

  • Mit 40 % Frauenanteil im Vorstand landet ein Unternehmen auf der „Weißen Liste“.
  • Eine Frau in den Vorstand zu berufen bedeutet den Sprung auf die „Graue Liste“.
  • Keine Frau im Vorstand zu haben bedeutet: Schwarze Liste. 

Die Vorstandschefs der Unternehmen auf der Schwarzen Liste erhalten zudem den AllBright-Bericht jedes Jahr in einem schwarzen Umschlag. In 2018 bekamen 110 von 160 Börsenunternehmen „Post“ von der Stiftung. 

Das lässt nun vielleicht den Schluss zu: „Es ändert sich sowieso nichts…“.

Die Zahlen sind wirklich nicht sonderlich ermutigend. Es ist jedoch auch festzustellen, dass sich das Bild allmählich wandelt:

Es wird zunehmend auch zu einer „Imagefrage“ für Unternehmen. 

Diese Zahlen, Daten und Fakten sind für die Öffentlichkeit nur noch „einen Mausklick entfernt“.  

Frauen haben unumstritten das im letzten Jahrhundert durchaus noch existente Bildungsdefizit gegenüber Männern aufgeholt (und zwischenzeitlich nicht selten auch überholt). Diese Qualifikationen bringen sie zweifelsfrei in die Unternehmen ein. Das kann auf Dauer nicht ignoriert werden. Es ist gesellschaftlich und ökonomisch einfach nicht akzeptabel. 

Die Erklärungen dafür werden zunehmend zum „Bullshitbingo“. Auch das greift die AllBright-Stiftung auf und nennt es konkret das:

#FührungsFrauenFloskel-Bingo:

Mit folgenden vier Kategorien werden 16 „beliebte“ Floskeln widerlegt: 

Kategorie 1: „Es gibt doch gar kein Problem.“

Floskel Nr. 1: „Es gibt doch schon Frauen in Führungspositionen. Das erledigt sich mit der Zeit von allein.“

Floskel Nr. 2: „Dieser Gender-Hype wird sich auch wieder legen.“

Floskel Nr. 3: „Das Frauen im Unternehmen diskriminiert werden, habe ich noch nicht erlebt.“

Floskel Nr. 4: „In unserer Branche arbeiten hauptsächlich Männer. Daher gibt es auch wenige Frauen in Führungspositionen.“

Kategorie Nr. 2: „Gleichstellung hat keine betriebswirtschaftlichen Vorteile.“

Floskel Nr. 5: „Wir können es uns wirtschaftlich nicht leisten, Gleichstellung eine Priorität zu geben.“

Floskel Nr. 6: „Bei uns spielt das Geschlecht keine Rolle. Was zählt, ist Qualifikation.“

Floskel Nr. 7: „Es geht uns auch ohne Frauen gut. Sehen Sie sich unsere Ergebnisse an.“

Floskel Nr. 8: „Der Gender-Hype verstellt doch den Blick auf die eigentlichen Herausforderungen der Wirtschaft.“

Kategorie Nr. 3: „Wirtschaft ist nichts für Frauen.“

Floskel Nr. 9: „Frauen interessieren sich nicht für Wirtschaft, die studieren Sozialpädagogik oder Kultur.“ 

Floskel Nr. 10: „Es gibt zu wenig Frauen mit Führungserfahrung auf der Top-Ebene.“

Floskel Nr. 11: „Frauen entscheiden sich halt eher für die Familie als für die Karriere.“

Floskel Nr. 12: „Es gibt zu wenig Frauen mit der richtigen fachlichen Qualifikation.“

Kategorie Nr. 4: „Die Frauen sind selbst schuld. Sie verhalten sich falsch.“

Floskel Nr. 13: „Wir haben Frauen den Chefposten angeboten. Sie haben abgesagt.“

Floskel Nr. 14: „Frauen sind eben keine guten Netzwerker.“

Floskel Nr. 15: „Frauen setzen sich einfach nicht durch, die müssen energischer auftreten.“

Floskel Nr. 16: „Es haben sich keine Frauen für die Führungsposition beworben.“

Wie die Bezeichnung #FührungsFrauenFloskel-Bingo unschwer erkennen lässt: Es handelt sich um Floskeln, die allesamt entkräftet werden können. 

Doch zunächst muss einmal die Wahrnehmung geschärft werden, diese Floskeln überhaupt als solche zu erkennen. Auch deswegen bleiben sie wohl einfach viel zu häufig unwidersprochen. 

Die Gegenargumente finden Sie hier: Allbright-stiftung.de/floskelbingo.

Es finden sich noch viele weitere interessante Informationen auf der Webseite der AllBright-Stiftung. Wie zum Beispiel auch eine umfrangreiche Linksammlung zur Berichterstattung in den führenden Medien: Allbright-stiftung.de/presse. 

Und damit werden qualifizierte und im Job erfolgreiche Frauen immer „wertvoller“ für Unternehmen. Ein Trumpf, den Frauen spielen könnten oder sollten!?