Aktualisiert am 5. Februar 2020 von Karin Schwaer

Die erste laue Sommernacht im Jahr und fünf Frauen sind verabredet. Sie wollen draußen sitzen, ein schönes Ambiente genießen, ein bisschen plaudern…

Ein Tisch wird reserviert auf dem Marktplatz der Kleinstadt. Zwei Gastronomen teilen sich die exponierte Lage. Eine Kette und ein Italiener. Die Frauen wählen den Italiener und freuen sich auf einen schönen Abend. Drei der fünf Frauen sind hier außerdem Stammkundinnen. 

Eine Runde „Aperol“ wird bestellt – ein Ritual. Der Kellner kommt mit dem Tablett – und durch irgendein Missgeschick landen die darauf angerichteten Gläser nicht auf dem Tisch, sondern fallen noch auf dem Tablett um. Zwei der fünf Frauen „erwischt“ es. 

Die Hosen sind durchnässt, die Oberteile haben auch noch gehörig was abbekommen – aber man nimmt es locker „wird schon trocknen – ist ja warm draußen“. 

Man einigt sich dann gut gelaunt mit dem Kellner darauf, dass es sofort neue Getränke gibt, die natürlich aufs Haus gehen! Es tut der Stimmung keinen Abbruch – kann ja mal passieren… Alle essen eine Kleinigkeit und bestellen noch ein, zwei weitere Getränke. Also nichts „Wildes“…

Zwei Stunden später kommt die Rechnung. Der allen bekannte Kellner sagt: 113 € insgesamt. Er hat einen Block in der Hand und liest irgendwas ab. Die Rechnung soll einfach durch fünf gehen.

Aber eine der Frauen (nicht unbedingt Stammkundin) stellt die Frage: „Wieviele Aperol stehen denn auf der Rechnung?“ Der Kellner antwortet wie selbstverständlich: fünf. 

Dann sagt die eine Frau: „Aber die Aperol sollten doch aufs Haus gehen?“ Der Kellner antwortet schon ziemlich genervt: „Ihr habt doch neue bekommen“.

Keine Rede mehr von dem Mißgeschick, keinerlei Anstalten dahingehend, dass es versehentlich auf der Rechnung gelandet sei, keine Entschuldigung oder sonstwas. 

Ganz offensichtlich ist allein die Frage, „die sollten doch auf Haus gehen“, vier der fünf Frauen schon unangenehm.

Die Reklamierende bleibt dabei: „ Aber das war doch anders abgestimmt…“ Die anderen gucken betreten nach unten. 

Der Kellner sagt dann – jetzt richtig genervt – generös: Okay dann sagen wir: jede 20 € – ohne jegliche Begründung. Er legt das einfach fest. Kann er sich leisten, man kennt sich ja schließlich. 

Die „Reklamierende“ zahlt dann die 20 € – wohlwissend, dass auch das eigentlich ein Witz ist, will die Situation aber nicht weiter strapazieren und sieht dann dabei zu, wie die anderen diese „Peinlichkeit“ durch extra Trinkgeld ausgleichen. Man ist ja schließlich öfter hier. 

Die Stimmung ist angeschlagen. Auf die Frage hin: Fandet ihr das jetzt richtig? zuckt eine nur mit den Schultern und die anderen finden mehr oder weniger, dass die Reklamation ja irgendwie schon okay gewesen sei.

Zwei müssen dann los, die anderen drei bleiben sitzen. Es ist wirklich ein schöner Abend und man bestellt noch einen „Absacker“.

Schließlich will man den bezahlen, der Kellner kommt, lächelt und sagt nun wie selbstverständlich: „Der geht aufs Haus.“   

Sagt uns diese kleine Geschichte auch etwas in bezug auf Frauen in Gehaltsverhandlungen?