Aktualisiert am 5. Februar 2020 von Karin Schwaer

„Glassdoor bietet Millionen von Jobs sowie Gehaltsangaben, Arbeitgeberbewertungen und Fragen in Vorstellungsgesprächen, die von Bewerbern und Mitarbeitern gepostet wurden und Ihnen die Suche nach Ihrem Traumjob erleichtern.“ So steht es auf der Webseite von Glassdoor. 

Doch wie genau funktioniert Glassdoor eigentlich? Antworten liefert dieses Interview: 

Karin Schwaer von „GEHALTSSPRUNG für „Sie!“ im Interview mit
Felix Altmann, Corporate Communications Manager bei Glassdoor.

KS: Hallo Herr Altmann, zunächst mal vielen Dank für das ausführliche Gespräch auf der „Zukunft Personal 2019“ in Köln. Wir haben darüber diskutiert, wie qualifizierte Arbeitnehmer*innen Glassdoor für wertvolle Recherchen nutzen können. Da ist einiges zusammengekommen, was wir an dieser Stelle gerne teilen möchten. 

Doch zunächst würde ich mich freuen, wenn Sie sich kurz vorstellen mögen?

FA: Ich bin Felix Altmann und einer der ersten Mitarbeiter von Glassdoor in Deutschland. Seit Juni haben wir ein eigenes Büro in Hamburg. Mein offizieller Titel lautet: Corporate Communications Manager. Früher hätte man wohl gesagt, dass ich “was mit Medien” mache. Aber ich weiß gar nicht, ob man das heute noch so sagt.

KS: Als Corporate Communications Manager bei Glassdoor können Sie uns wertvolle Einblicke geben. Vielleicht fangen wir mal den Grundprinzipien an. Wie kann die Plattform zielgerichtet von Arbeitnehmer*innen genutzt werden? 

FA: Bekannt sind wir in erster Linie für unsere Arbeitgeberbewertungen, mit denen wir vor mehr als zehn Jahren gestartet sind. Wohl kaum ein/e Jobsuchende/r kauft heute noch die Katze im Sack und unterschreibt naiv einen Arbeitsvertrag, ohne sich vorher weitreichend über einen Arbeitgeber zu informieren. Da gehören neben anderen Quellen Bewertungen von ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern wie selbstverständlich dazu.

Im Laufe der Jahre sind ständig neue Funktionen auf Glassdoor hinzugekommen. Wir haben Gehaltsinformationen verfügbar gemacht, die ebenfalls von Mitarbeitern geteilt werden. Sie helfen unseren Nutzer*innen ein Gefühl dafür zu bekommen, was sie verdienen können. Seit einigen Jahren sind wir auch eine Jobbörse, die ein Großteil der offenen Stellen in Deutschland für die Nutzer*innen auf unserer Plattform zusammenführt. Jobsuchende können sich also direkt neben Bewertungen über offene Jobs bei den Unternehmen informieren.

Mit diesem Paket und der Vielfalt an Informationen bieten wir Jobsuchenden die Möglichkeit, gute und reflektierte Entscheidungen zu fällen und letztlich einen Job zu finden, der wirklich gut zu ihnen passt. Das ist unser Anspruch und Versprechen an die Glassdoor Community.

KS: Was ist das Geschäftsmodell von Glassdoor?

FA: Wir finanzieren uns durch unsere Partnerschaften mit Unternehmen. Für Jobsuchende ist die Nutzung kostenfrei. Arbeitgeber können sich mit Premium-Profilen auf unserer Seite präsentieren und damit direkt vor Kandidat*innen sichtbar werden, die ohnehin gerade auf Jobsuche sind. Unsere Partnerunternehmen können zudem Stellenanzeigen promoten und dadurch prominenter in den Suchergebnissen auftauchen, vorausgesetzt natürlich es passt thematisch zur Suchanfrage. Zuletzt können Unternehmen auch ihre Employer Branding-Kampagnen auf Glassdoor ausspielen. 

KS: Glassdoor ist international aufgestellt. Wo steht die Plattform derzeit in Deutschland und was ist zukünftig zu „erwarten“? 

FA: Seit 2015 gibt es die deutsche Domain Glassdoor.de. Seitdem haben wir die Zugriffszahlen kontinuierlich weiter entwickelt. Mit einem Team vor Ort möchten wir nun die nächste Stufe zünden und noch mehr Sichtbarkeit erzeugen. Die Internationalität ist unser großer Vorteil. Die Arbeitswelt wird immer internationaler und vernetzter. Auch wenn wir nicht alle nach einem Job im Ausland suchen, interessieren wir uns mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür, wie die Stimmung im Headquarter ist, wenn wir uns in einer deutschen Niederlassung bewerben. Für Unternehmen ist ein internationaler Ansatz im Recruiting ohnehin das Gebot der Stunde, wenn man sich den Fachkräftemangel vor Augen führt.

KS: In Deutschland ist wahrscheinlich Xing mit seiner Tocher kununu noch immer die bekanntere Adresse. Sind die Plattformen überhaupt vergleichbar?

FA: Es gibt ja noch viel mehr Anbieter auf dem Markt, auch wenn kununu und Glassdoor wohl die bekanntesten in der DACH-Region sind. Die Bedürfnisse bei der Jobsuche sind sehr individuell. Daher existiert auch eine große Vielfalt an Recruiting-Modellen und -Plattformen, die alle ihre Berechtigung haben. Im Kern stehen beide Angebote für Arbeitgeberbewertungen. Die Hauptunterschiede sind aus meiner Sicht unsere angesprochene internationale Ausrichtung und das Gesamtpaket an Informationen, zu dem auch unsere eigenen Stellenanzeigen und Gehaltsinformationen gehören.

KS: Welche Zielgruppen hat Glassdoor im Fokus?

FA: Unsere Nutzer*innen sind überdurchschnittlich qualifiziert und gebildet. Sie setzen sich reflektiert mit ihrer Karriere auseinander und wollen in der Regel mehr als nur irgendeinen nächsten Job. Sie möchten einen Job haben, in dem sie weiter kommen und herausgefordert werden. Daher denken sie genau über den nächsten Schritt nach. Sie sind wählerisch und anspruchsvoll. Aus all diesen Gründen sind sie besonders für Unternehmen interessant, die sich auf unserer Plattform präsentieren. Denn wer hätte nicht gerne Kandidat*innen mit solchen Eigenschaften!

KS: Glassdoor kann eine sehr interessante Recherchequelle sein im Hinblick auf die Gehaltsrecherche. Was muss man tun, um diese Infos bestmöglich zu nutzen?

FA: Wissen ist Macht. Wer weiß, was er verdienen kann, hat schon alleine dadurch eine bessere Verhandlungsposition. Bevor es Plattformen wie Glassdoor gab, lag das Wissen über Gehaltsstrukturen alleine beim Arbeitgeber. Das Wissen ist nun gerechter verteilt. Ein Automatismus für eine Gerhaltserhöhung ist das natürlich nicht. Es gehört Verhandlungsgeschick, das richtige Timing und auch eine gewisse Hartnäckigkeit dazu, um die eigenen Ziele zu erreichen. Wir helfen nur dabei herauszufinden, was ein realistisches Ziel sein kann.

KS: Wenn ich das richtig verstanden habe, arbeitet Glassdoor nach dem „Geben-und-Nehmen-Prinzip“, was bedeutet das genau?

Auf Glassdoor können Nutzer*innen die Inhalte sehen, wenn sie auch bereit sind, ihre Erfahrungen in Form von Bewertungen oder Informationen zu teilen. Warum machen wir das? Es soll sich ein möglichst vollständiges und vielfältiges Bild von Arbeitgebern zusammen setzen. Denn jeder erlebt einen Arbeitgeber schließlich aus seiner eigenen subjektiven Perspektive. Auf dieser breiten Basis sind die Bewertungen dann auch eine gute Entscheidungsgrundlage. Dieses Prinzip führt auch dazu, dass unsere Bewertungen eher ausgewogen sind. Die durchschnittliche Bewertungen von Unternehmen auf Glassdoor ist 3,4 von 5, also genau am Übergang von “neutral” zu “zufrieden”. Wir wissen von unseren Nutzer*innen, dass sie ausgewogene und differenzierte Bewertungen einseitigen Inhalten vorziehen. Auch hierbei hilft das “Geben-und-Nehmen-Prinzip”. Es ermuntert zur nachhaltigen Nutzung von Glassdoor.     

KS: Das kann in der Tat sehr wertvoll sein. Doch es gibt sicher auch an vielen Stellen Bedenken, wie es mit dem Datenschutz so aussieht? Was raten Sie zum Umgang damit?

FA: Wir sind dankbar für das Vertrauen, das Nutzer*innen uns schenken, indem sie Inhalte auf unserer Plattform teilen. Und daher tun wir natürlich alles, was in unserer Macht steht, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen.

Das Wichtigste für unsere Nutzer*innen ist nachvollziehbarer Weise ihre Anonymität.

Eine Arbeitgeberbewertung hat schlicht eine andere Wirkung und Qualität als beispielsweise die Kritik eines Restaurantbesuchs. Insbesondere, wenn man dort noch als aktiver Mitarbeiter tätig ist. Daher werden Bewertungen bei uns grundsätzlich nicht unter dem Klarnamen veröffentlicht. Wir raten Nutzer*innen darüber hinaus vorsichtig zu sein, was die Preisgabe von anderen persönlichen Informationen angeht, die sie identifizieren könnten.

Zum Beispiel können sie bei uns selbst festlegen, ob ihre Position im Unternehmen mit veröffentlicht wird. Wenn man dann aber die oder der einzige im Unternehmen auf dieser Position ist, kann sich die Identität anderen Nutzer*innen erschließen. Als grundsätzliche Guideline empfehle ich: Erst Reflektieren und dann Bewerten! Dabei entstehen in der Regel auch die besseren Bewertungen, die einen Mehrwert stiften.

KS: Meinem Eindruck nach sind für viele Unternehmen Bewertungsplattformen noch immer eher Bedrohung als Chance. Wenn Arbeitnehmer*innen den Wert von Glassdoor fürs eigene Unternehmen erkennen, könnten sie doch intern auch mal anregen, das Glassdoor-Unternehmensprofil aktiv zu pflegen. Welche Argumente könnten da verwendet werden?

FA: Jobsuchende informieren sich ohnehin auf Bewertungsportalen. Nach unseren Erhebungen sind das mehr als 80 Prozent aller Berufstätigen, die sich nach einem neuen Job umschauen.

Unternehmen, die ihr Glassdoor-Profil nicht aktiv managen, verpassen eine wertvolle Chance, mit diesen Kandidat*innen in Kontakt zu treten. 

KS: Das war sehr interessant. Vielen Dank für die Informationen und den Lesern wünschen wir eine bestmögliche Informationsgrundlage und gute Verhandlungsergebnisse für alle Beteiligten – auch mit Hilfe von Glassdoor. 

Und wenn Sie gerne Unterstützung für die Vorbereitung Ihrer Gehaltsverhandlung hätten, dann lesen Sie gerne hier weiter:

In zwei Stunden fit für die Gehaltsverhandlung – mit System.