Aktualisiert am 27. Dezember 2021 von Karin Schwaer
Die Frage, welche Kriterien maßgeblich sind, um ein angemessenes Gehalt zu ermitteln, stellt sich immer wieder. Und das auch unabhängig davon, ob es darum geht, die Gehaltsverhandlung für einen neuen Job vorzubereiten oder im Rahmen eines bestehenden Arbeitsverhältnisses zu verhandeln.
Aufgrund dessen, dass wir es noch immer in vielen Fällen mit intransparenten Gehaltsstrukturen zu tun haben, ist die Frage, was ein angemessenes Gehalt wäre, häufig gar nicht so leicht zu beantworten.
Denn jede Verhandlung ist individuell vorzubereiten und abhängig von den daran beteiligten Partnern.
Dennoch wird das Rad natürlich nicht ständig neu erfunden und es gibt Kriterien, die helfen, um diese Frage zu beantworten.
Los gehts mit den Ansätzen, die helfen können, um ein angemessenes Gehalt zu ermitteln bzw. seinen Marktwert zu bestimmen und natürlich auch den eigenen Wert zu argumentieren:
Ansatz Nr. 1: Gibt die Stellenausschreibung bzw. Stellenbeschreibung Anhaltspunkte oder sogar Auskunft über den Vergütungsrahmen?
Falls das der Fall sein sollte, startet hier wohl der Verhandlungsrahmen, in dem sich die Beteiligten bewegen. Das muss nicht heißen, dass damit das letzte Wort gesprochen ist und es nicht durchaus auch noch Verhandlungsspielraum gibt.
Ansatz Nr. 2: In welcher Region ist das Unternehmen ansässig?
Man spricht hier auch von „Gehaltsgefälle“. Allgemein kann festgehalten werden, dass im Süden der Republik höhere Gehälter bezahlt werden als es z. B. im Osten der Fall ist. Häufig hängt das auch einfach mit unterschiedlich hohen Lebenshaltungskosten zusammen.
Ansatz Nr. 3: Wie groß ist das Unternehmen?
Es gilt die Faustregel: je größer das Unternehmen, desto höher sind die Gehälter.
Dafür ist in kleineren und mittleren Unternehmen möglicherweise aber auch der Verhandlungsspielraum größer.
Ansatz Nr. 4: In welcher Branche ist das Unternehmen tätig?
In unterschiedlichen Branchen haben sich unterschiedliche Gehaltsniveaus entwickelt.
Ansatz Nr. 5: Wie ist die wirtschaftliche Situation des Unternehmens?
Auch das ist natürlich ein Kriterium, das nicht völlig außer acht gelassen werden kann. Eine Recherche zu veröffentlichten Zahlen kann auf keinen Fall schaden. Über welche Quellen könnten Sie sich unabhängig davon über die wirtschaftliche Situation informieren?
Ansatz Nr. 6: Sieht die Position Personalverantwortung vor?
Eine Führungsposition wird in vielen Fällen deutlich besser vergütet als beispielsweise eine Sachbearbeiterposition oder Stabsstelle.
Ansatz Nr. 7: Sieht die Position Budgetverantwortung vor?
Die Möglichkeit, Einfluss auf die Unternehmensergebnisse bzw. den Unternehmenserfolg zu nehmen, vergrößert den Spielraum. Wenn beispielsweise Einsparpotentiale genutzt werden (können), könnte sich das in Form von Prämien oder Boni durchaus „bezahlt“ machen.
Ansatz Nr. 8: Sieht die Position Umsatzverantwortung vor?
Umsatzverantwortung steht häufig auch im direkten Zusammenhang mit Provisionsmodellen.
Ansatz Nr. 9: Gehaltsreports konsultieren.
Eine Suchanfrage bei Google könnte beispielsweise lauten: „Gehaltsreport Deutschland“ und man bekommt jede Menge Ergebnisse. Das ist natürlich auch spezifizierbar beispielsweise nach Branchen. An dieser Stelle sei der Gehaltsreport von Stepstone besonders empfohlen.
Ansatz Nr. 10: Weitere Informationen zum jeweiligen Unternehmen recherchieren.
Hier gibt es neben den unternehmenseigenen Kanälen wie die Webseite oder den Social-Media-Accounts des Unternehmens auch die Möglichkeit, Arbeitgeberbewertungsportale zu konsultieren.
Sehr häufig finden sich auf diesen Portalen Anhaltspunkte zum Gehaltsniveau im allgemeinen oder auch auf bestimmte Positionen sowie auf weitere verhandelbare Optionen. Zu den führenden Arbeitgeberbewertungsportalen gehören Glassdoor und Kununu.
Ansatz Nr. 11: Individuelle Gehaltschecks im Internet nutzen.
Die Webseite GEHALT.DE bietet individuelle Gehaltschecks an, die man per E-Mail zugestellt bekommt. Dazu gibt es unter folgendem Partnerlink mehr: GEHALTSCHECK.
Ansatz Nr. 12: Die eigene Erwerbsbiografie bzw. Gehaltsentwicklung kennen.
Natürlich ist auch die eigene Erwerbsbiografie ein wichtiges Kriterium. So wird kaum jemand freiwillig den Job wechseln, wenn er sich damit finanziell verschlechtert. Häufig wird sogar empfohlen, einen Jobwechsel in Erwägung zu ziehen, wenn man den nächsten GEHALTSSPRUNG anstrebt. Warum nicht auch mal Alternativen testen?
Das soll allerdings nicht bedeuten, dass Gehaltssprünge nicht auch in einem bestehenden Arbeitsverhältnis möglich sind. Hier weiß man bereits, was man an Ihnen hat: Suchen Sie aktiv das Gespräch, wenn Ihre Recherchen ergeben, dass es durchaus „Luft nach oben“ gibt.
Noch ein Hinweis dazu: Das klingt so selbstverständlich „die eigene Erwerbsbiografie bzw. Gehaltsentwicklung zu kennen“, doch wenn man schon länger im Job ist, hilft es ungemein, das auch mal in Form eines Zeitstrahles zu visualisieren. Wie war die Gehaltsentwicklung tatsächlich in absoluten Zahlen und auch in Prozent?
Ansatz Nr. 13: Spezielle Qualifikationen, Erfahrungen und Erfolge, die man aufzuweisen hat.
Ganz abgesehen von den bislang aufgeführten allgemeinen Kriterien „punkten“ Sie im Job natürlich mit Ihren ganz persönlichen Qualifikationen, Erfahrungen und Erfolgen. Machen Sie diese (immer wieder) SICHTBAR für diejenigen, die über die Gehälter entscheiden. Je besser diese mit dem angeforderten Profil matchen, umso besser können Sie natürlich auch im Rahmen der Verhandlung argumentieren und Ihren WERT aufrufen.
Ansatz Nr. 14: Branchenkenntnisse und Insider-Know-How
Wenn zu den in Ansatz Nr. 13 aufgeführten Ansätzen auch noch Branchenkenntnnisse und Insider-Know-How hinzukommen, verbessern Sie Ihre Verhandlungsposition ganz erheblich. Diese gilt es dann ebenso zielgerichtet zu nutzen.
Ansatz Nr. 15: Spezialisierung
Wenn Sie über Wissen verfügen, dass Sie sich speziell erworben oder erarbeitet haben UND das besonders gefragt ist, sollte das in Ihrer Argumentation auf keinen Fall fehlen.
Ansatz Nr. 16: Angebot und Nachfrage
Letztlich ist es natürlich auch immer Frage, wie „begehrt“ man im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens ist oder sich macht bzw. inwieweit man im Rahmen eines bestehenden Arbeitsverhältnisses nur schwer ersetzbar wäre.
Ansatz Nr. 17: Persönliche Kontakte.
Informelle Netzwerke können GELD wert sein. Natürlich kann die richtige Information, von der richtigen Person zur richtigen Zeit sehr helfen, um ein angemessenes Gehalt zu ermitteln.
Doch ist das auch immer ein wenig mit Vorsicht zu genießen. Noch ist es überwiegend so, dass über Geld nicht gesprochen wird und / oder das mit einem Vertrauensverlust einhergehen kann. Damit beschäftigt sich ausgiebig dieser Beitrag: Kollegen verdienen mehr – was tun?
Ansatz Nr. 18: Headhunter
Sollten Sie Kontakte zu Headhuntern haben oder aufbauen können, so können diese sehr hilfreich sein. Im Fall einer aktiven Vermittlung sind diese sogar sehr daran interessiert, dass Sie sich „gut“ verkaufen, da die eigene Vergütung häufig von der zu verhandelnden Gehaltssumme abhängt.
Ansatz Nr. 19: Welche Optionen könnten den Kuchen vergrößern?
Abgesehen von Gehalt, Prämien oder Boni könnten auch andere Optionen durchaus spannend sein. Beispiele wären die Übernahme von Fortbildungskosten oder von Coachings oder aber auch insgesamt verbesserte Rahmenbedingungen wie Home-Office, flexible Arbeitszeiten oder mehr Urlaubstage. Hier gibt es sicher eine ganze Reihe mehr und auch das ist immer abhängig von der individuellen Situation. Ein Anhaltspunkt dazu könnte folgende Frage sein:
Was kostet die andere Seite weniger, als es einem selbst wert wäre?
Ansatz Nr. 20: Nur selten ist alles „objektiv“.
Gehälter sind in vielen Fällen einfach Verhandlungssache. Und da hängt es auch davon ab, wer sind die Beteiligten und was sind deren Interessen? Es ist auch ganz sicher so, dass viel mehr möglich ist, wenn es gelingt, eine gute Verhandlungsatmosphäre zu schaffen und die Chemie zwischen den Verhandlungspartnern stimmt.
Dazu finden Sie hier mehr: 22 wesentliche Fragen für die erfolgreiche Gehaltsverhandlung.
Last but not least Ansatz Nr. 21: Das eigene Mindset.
Das eigene Mindset ist unglaublich wichtig. Wenn man weiß, dass man die aufgerufene Forderung wert ist und selbst an das glaubt, was man sagt, verschafft einem das Selbstsicherheit und Verhandlungsmacht.
Es hilft auch immer, sich die Frage zu beantworten:
Welches Problem hat die andere Seite, das man hilft zu lösen? Was könnte das WERT sein?
Und natürlich: wie kann man das zielgerichtet argumentieren?
Lassen Sie sich dabei unterstützen und lesen Sie gerne hier, warum das so sinnvoll ist:
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Was für ein fantastisches und wichtiges Thema! 👍 Allzuoft unterschätzen ja gerade Frauen ihren Marktwert … Eine Klientin von mir – die ihren Job aufgrund von Corona verloren hatte – hat es jetzt beispielsweise dank einer sinnvollen Weiterbildung in der Krisenzeit geschafft, dass ihr nun 50.000 Euro/ Jahr mehr angeboten werden als vorher.
Liebe Susanne Reufer, was für eine mutmachende Information – gerade für Frauen. Vielen Dank dafür! VG Karin Schwaer