Aktualisiert am 17. Februar 2019 von Karin Schwaer

Job und Geld gehören zusammen und wer ist Anna? 

Anna ist 31 Jahre alt und arbeitet inzwischen seit fünf Jahren in einem mittelständischen Unternehmen. Dort hat sich alles gut entwickelt und die Zeit ist wie im Flug vergangen. Sie ist fest im Berufsleben angekommen.

Aber vielleicht kennen Sie Anna auch schon aus dem Blogartikel: „Vor dem Jahresgespräch“. Falls nicht, lesen Sie hier mehr über sie…

Nachdem sie festgestellt hat, wie lohnenswert es war, ihr Jahresgespräch gut vorzubereiten, drängen sich ihr weitere Gedanken auf.

Sie hat sich nie wirklich damit beschäftigt, welche Erwartungen sie eigentlich an ihren Job hat. 

Sie hat es bislang einfach auf sich zukommen lassen. Von „Strategie“ konnte da keine Rede sein.

Es ist auch schwierig, da sich die Dinge in der Technikbranche einfach sehr schnell entwickeln. Sie ist froh, dass ihr Arbeitgeber die Zeichen der Zeit erkannt hat und Schritt halten kann. Es ist einfach beruhigend, sich keine Sorgen um den Job machen zu müssen. Sie fühlt sich dort schließlich wohl, abgesehen von ein paar Ärgernissen, die es einfach in jedem Job mal gibt.

Doch auch wenn nicht alles planbar ist, stellt sich doch die Frage, ob sie alle im Zusammenhang mit dem Job stehenden Fragen einfach dem Zufall überlassen sollte?

Aus Gesprächen mit ihren männlichen Kollegen weiß sie, dass diese sich durchaus Gedanken über ihre weitere „Karriere“ machen. Sie sind schließlich in der freien Wirtschaft, um die Dinge auch selbst in die Hand nehmen und Chancen nutzen zu können.

Anna fällt auf, dass es inzwischen auch niemanden mehr interessiert, dass sie einen Master hat. Das war damals eine gute Eintrittskarte, aber nun entwickeln sich die Dinge „on the job“.

Sie ahnt, dass das zu einer „Frauenfalle“ werden könnte. 

Daher muss sie sich damit beschäftigen und überlegen, wie sie damit umgehen will.

Derzeit hat sie keine Familiengründungspläne. Aber selbst wenn sich das in den nächsten Jahren ändern sollte, ist für sie völlig klar, dass ihr ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit auch weiterhin wichtig wäre. Es käme für sich nicht infrage, dass Familie und Kinder ausschließlich „zu ihren Lasten“ gehen… Doch darüber kann sie sich Gedanken machen, wenn es soweit ist…

Die Zeit, in der sie Vollzeit arbeiten und ihre Karriere entwickeln kann, gilt es also zu nutzen.

Doch was versteht sie überhaupt unter „Karriere“? 

Es geht für sie gar nicht darum, die Hierarchieleiter bis nach oben klettern zu wollen. Dennoch wird ihr klar, dass ein besseres Einkommen häufig einfach auch mit „offiziellen Titeln“ verbunden ist.

Sie muss aufpassen, dass sie nicht „schleichend“ Verantwortung und Führung übernimmt, ohne dass das überhaupt jemand richtig mitbekommt. Das wird dann wie selbstverständlich Teil ihres Jobs und alle gewöhnen sich sehr schnell daran.

Natürlich möchte sie sich auch weiterentwickeln. Wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, muss sie allerdings zugeben, dass sie es insgeheim zu schätzen weiß, etwas bewirken zu können, ohne dass es „offiziell“ ist. Daran muss sie wohl arbeiten…

Ihre Kollegen schätzen ihren Rat. Wenn etwas schiefläuft oder unklar ist, ist sie häufig die erste Anlaufstelle und sie hat es auch schon viele Male geschafft, mies gelaunte Kollegen aus ihrem Loch herauszuholen. Das macht ihr auch Spaß, es tut ihr einfach gut und gibt ihr viel Bestätigung.

Davon profitiert nicht nur Anna, sondern auch in hohem Maße das Unternehmen. 

Sind es nicht gerade diese „soft skills“, die die Zusammenarbeit von Männern und Frauen erfolgreich machen? Diese sind schwer messbar – es gibt keine eindeutigen „hard facts“ wie zum Beispiel erreichte Umsatzziele. Doch wo Menschen miteinander umgehen, machen „soft skills“ den Unterschied zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Unternehmen.

Darüber hat sie in der letzten Zeit auch viel gelesen. Das Thema erhält schließlich auch in den Medien immer mehr Beachtung. Es ist (eigentlich) nicht wegzudiskutieren, Unternehmen profitieren von weiblichen Mitarbeitern. Doch trotz aufgeholter Bildungsdefizite schneiden Frauen im Vergleich zu Männern noch immer schlechter ab in Sachen Karriere und Bezahlung.

Die Sache mit dem Geld: Wenn der Job Spaß macht, ist das Geld nicht so wichtig? 

Anna macht sich klar, dass ihr Job kein „Hobby“ ist, wo sie sich als „gute Seele“ täglich wohltuende „Ego-Streicheleinheiten und Bestätigung“ abholen kann.

Auch da hat sie aus den Gesprächen mit ihren männlichen Kollegen inzwischen viel gelernt. Die kämen gar nicht auf so eine Idee. Sie wissen das gute Betriebsklima auch sehr zu schätzen, aber gerade das macht sie gemeinsam erfolgreich, und das muss sich natürlich auch im Einkommen widerspiegeln.

Ist doch super für alle – klassisch „win-win“. Wofür macht man das schließlich alles?

Die Frage ist im Job nicht: Spaß oder Geld. 

Das Ziel lautet: Der Job soll Spaß machen und das Geld muss stimmen – sonst macht es keinen Spaß.

Zweifelsfrei müssen Frauen da von Männern noch viel lernen. Männer wissen wohl einfach besser, wie das System (derzeit noch) tickt. Sie haben es erfunden 🙂 Frauen sind da noch „neu im Geschäft“.

Mit diesen Themen beschäftigen sich auch die Artikel:

20 typisch weibliche Gedanken, die Gehaltssprünge garantiert verhindern

sowie

Kein Gespür für männliche Machtspielchen? Männer und Frauen im vertikalen und im horizontalen System. Zwei Welten treffen aufeinander.

Es hilft Anna sehr, sich diese Zusammenhänge einfach bewusst zu machen!

Denn sie ist damit keineswegs alleine. In Bezug auf Geld gibt es gerade für Frauen viele – häufig ganz unbewusste – sehr kontraproduktive Mechanismen. Die gesellschaftliche Erwartungshaltung, dass Frauen sich ums Gemeinwohl zu kümmern haben, gerne auch unbezahlt, ist sehr tief verankert.

Mehr dazu in :

Gehaltsverhandlungen und Stereotype. Was scheint „typisch Mann“ und „typisch Frau“ zu sein? und

Money Mindset – Geld ist WERTschätzung.

Erwartungen an „Job und Geld“ bzw. „Karriere und Bezahlung“: Was ist Anna wirklich wichtig?

Zunächst möchte Anna einfach einen guten Job machen, aber zusätzlich zu ihren Leistungen spielen für sie die Faktoren Fairness, Anerkennung, Wertschätzung, Loyalität und Vertrauen eine große Rolle. Und das ist gut so. Nur so ist und bleibt sie motiviert und kann einen echten Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten.

Die gute Nachricht ist, für diese Faktoren gibt es eine Währung: Und zwar schlicht und ergreifend das Gehalt!

Das ist der Deal, den Anna mit ihrem Arbeitgeber hat. Es gibt sicher noch weitere verhandelbare Rahmenbedingungen, die Geld wert sind, damit es für beide Seiten passt. Aber ganz unabhängig davon:

Wenn Anna das vernachlässigt, stimmt die Rechnung nicht mehr: Das wäre ein glatter Kursverfall!

Und ein Kursverfall ist einfach keine gute Voraussetzung für eine sich erfolgreich entwickelnde Karriere.

Ihr wird klar, wenn sie deutlich weniger verdient als ihre männlichen Kollegen, werden die Verantwortlichen – möglicherweise ganz unbewusst – davon ausgehen, dass ihr ihre Karriere nicht so wichtig ist.

Kein Wunder, wenn dann auch der viel besser verdienende Kollege plötzlich ihr Chef werden könnte…

Hinzu kommt, dass das Unternehmen stark expandiert. Sie sind immer auf der Suche nach guten Leuten. Und wechselwilligen geeigneten Kandidaten muss auch etwas „angeboten“ werden. Das Unternehmen muss sich etwas einfallen lassen, um für neue Kollegen attraktiv zu sein. Die erwarten mindestens ein gutes Einkommen und Führungsverantwortung…

Und wie häufig hat sie es schon erlebt, dass zunächst hochgelobte neue Kollegen sich als Flop erwiesen haben.

„Gestartet wie ein Tiger und gelandet wie ein Bettvorleger…“. Das ging nicht nur zu Lasten aller, sondern hat Anna auch immer wieder persönlich sehr geärgert. Ganz abgesehen davon, überlegt sie auch, was das schon gekostet hat! Auch wenn sie nun nicht Äpfel mit Birnen vergleichen möchte, da war nie die Rede davon, dass sich das Unternehmen irgendwen nicht leisten könne… zumindest hat sie das nie gehört.

Aber das sind andere Geschichten und diese Vergleiche hinken natürlich auch. Für sie persönlich gilt es daher zu eruieren, welche Vergütungs- und Rahmenbedingungen jetzt und in Zukunft dazu beitragen, dass sie auch weiterhin das gute Gefühl hat, „im richtigen Unternehmen und am richtigen Arbeitsplatz“ zu sein.

Es sind ihre wichtigsten Berufsjahre. Hier werden die Weichen gestellt. 

Was sie hier versäumt, kann sie später, wenn überhaupt, nur schwer aufholen.

Doch geht es Anna darum, den höchstmöglichen „Gewinn“ zu erzielen?

Nein – es geht auch um Persönlichkeitsentwicklung!

Anna war schon immer sehr wissbegierig. Sie will die Welt „verstehen“.

In ihrer Freizeit liest sie viel, es ist ihr wichtig auf dem Laufenden zu bleiben und weiter zu lernen.

Dabei stößt sie auch immer wieder auf alles Mögliche rund um das Thema Persönlichkeitsentwicklung. Sie findet das unglaublich spannend. Sie möchte ihren eigenen unabhängigen Weg finden und sich auch eine gewisse Flexibilität erhalten.

Doch sie ist nicht alleine auf dieser Welt. Es gibt Spielregeln.

Und die Spielregeln sind derzeit so gestaltet, dass unsere Arbeitswelt noch weit weg ist von „echter Gleichberechtigung“. Und das wird im „Großen“ noch ein langer Prozess sein.

Im „Kleinen“ aber kann Anna durchaus etwas tun. Sie kann sich ihrer eigenen Verhandlungsmacht bewusst werden und das zielgerichtet nutzen. Ihr wird klar:

Auf keinen Fall möchte sie sich irgendwann Dummheit oder Naivität vorwerfen müssen oder das Gefühl haben, ausgenutzt worden zu sein.

Denn: Job und Geld gehören zusammen.

Ein gutes Gefühl!

Was sind Ihre Erfahrungen in Bezug darauf, dass „Job und Geld“ zusammen gehören? Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.